Raus aus der Komfortzone

09. Januar 2023

Das neue Jahr beginnt am Hermann-Ehlers-Gymnasium mit dem Schulwettbewerb Jugend debattiert. 2022, ein Jahr zum Vergessen, wie es zuletzt häufig genannt wurde, liegt hinter uns. Ein Jahr, in dem Krise auf Krise folgte, Gemüter sich in regelmäßigen Abständen erhitzten, Nerven blank lagen und sich die Kommentarspalten in den Gräben gesellschaftlicher Polarisierung mit Hass füllten. Wo ist hier der Ausgang, fragen viele. Wie kriegen wir das anders hin?

Wer genug hat von destruktiven Talkshows, die eher Teil des Problems als der Lösung sind, der konnte bei den Debatten der Schüler*innen erleben, wie es anders gehen kann. „Es gibt viele Erwachsene, die es nicht schaffen, ihre Emotionen in den Griff zu kriegen. Beim Debattieren lernt man, mit Menschen anderer Meinung sachlich zu streiten“, ist Leandro Knoll, Debattant und Schüler der 9c, überzeugt. Auch der Alumnus unserer Schule, Lars Höhl, der es in seiner Schulzeit bis ins Finale des Regionalwettberwerbs schaffte, hat selbst erlebt, was es heißt, „andere Meinungen besser zu verstehen, weil man gezwungen wurde, diese in der Debatte zu vertreten.“

Von dieser erfrischenden Wirkung, den Standpunkt zu wechseln und plötzlich ganz neue Aussichten zu haben, berichten Teilnehmer*innen von Jugend debattiert häufig. Nach dem deutschen Philosophen Hans-Georg Gadamer ist Bildung nämlich die Fähigkeit, „die Welt aus der Perspektive eines anderen zu sehen.“ Der Weg dahin ist nicht immer angenehm, hatte man es sich doch möglicherweise schon bequem gemacht in seinem Weltbild. Doch die Grundregel eines guten Gesprächs lautet (wieder Gadamer): Der andere könnte recht haben! Wenn man diese Grundhaltung ernst nimmt, dann muss man „raus aus seiner Komfortzone“, wie Lars Höhl es beschreibt. Dann muss man Sachkenntnis erlangen und die eigenen Emotionen in den Griff kriegen. Denn einfach nur etwas zu behaupten ist leicht und in den Empörungsspiralen medialer Öffentlichkeit ein häufig gewähltes (und leider nicht selten erfolgreiches) Mittel, seine Meinung kundzutun. Beim Debattieren allerdings würde man so leer ausgehen, da man sich ohne Sachkenntnis der Lächerlichkeit preisgeben würde. Stattdessen muss man sich Kenntnisse aneignen, um überzeugend zu sein. Die Debattantin Destina Zorluol hat neben einer gründlichen Recherche sogar mit einer Jurastudentin telefoniert, um sich bestmöglich auf die Debatte vorzubereiten, in der es um härtere Strafen bei Angriffen auf Kunstwerke ging.

Und so waren die diesjährigen Debatten lehrreich, lebendig und anspruchsvoll. In der Qualifikationsrunde am Donnerstag wurden folgende Themen diskutiert:

Altersgruppe 1:

Soll unsere Schule Regeln aufstellen, wie sich Schülerinnen und Schüler im Unterricht zu kleiden haben?

Soll ein Schulfach ‘praktische Lebensführung’ eingeführt werden?

Altersgruppe 2:

Soll die Maskenpflicht in Bussen und Bahnen aufgehoben werden?

Am Freitag fand das Finale vor der gesamten Schulöffentlichkeit statt. In der Altersgruppe I debattierten zur Frage „Soll privates Silvester-Feuerwerk verboten werden?“ Ensaaf Osman (Klasse 9a), Veronica Ziehe (8b), Jeremy Rößler und Leona Müller (beide 9b).

Das Ergebnis der Jury lautet:

Platz 1: Jeremy Rößler
Platz 2:  Veronica Ziehe
Platz 3:  Leona Müller
Platz 4:  Ensaaf Osman

Aufgrund der diesjährigen organisatorischen Rahmenbedingungen können alle vier Finalist*innen am Regionalwettbewerb teilnehmen. Es sollte dennoch nicht unerwähnt bleiben, dass die Achtklässlerin Veronica Ziehe zwei Neuntklässlerinnen hinter sich ließ. Als Nachrückerin steht Tabatha Kupferschmidt (8a) bereit. Herzlichen Glückwunsch!

In der Altersgruppe II debattierten zur Streitfrage „Sollen Angriffe auf Kunstwerke härter bestraft werden?“Destina Zorluol (10b), Amira Ballout (Q3), Titus Kupferschmidt (Q1) und Valja Scholz (10c). In diesem Jahr können die drei besten Debattant*innen im Regionalwettbewerb antreten. Die Jury hatte es hier nicht leicht, musste sich am Ende jedoch entscheiden. Das Ergebnis:

Platz 1: Amira Ballout
Platz 2: Valja Scholz
Platz 3: Destina Zorluol
Platz 4: Titus Kupferschmidt

Herzlichen Glückwunsch!

Obwohl die Siegerehrung sicherlich einer der Höhepunkte des Wettbewerbs ist, sollen alle anderen Debattant*innen des diesjährigen Schulwettbewerbs wenigstens mit Namen gewürdigt werden: Tabatha Kupferschmidt (8a), Joore Tibar (8d), Antonia Gräbner (8d), Zeinab Elobeid (8a), Louis Schedler (9a), Lejla Cavalic (9a), Elias Al-Khatib (9c) und Krishma Bayat (8c), Emil Kaniewski (10c), Emine Naz Ayyildiz (10c), Jenny Loesch (Q1), Sara Pivcevic (10c).

Ein besonderer Dank gilt neben den vielen Juror*innen und Helfer*innen im Hintergrund natürlich Katja Nordhaus, die den Wettbewerb seit Jahren koordiniert und ihm die Bedeutung hat zukommen lassen, die er an unserer Schule gewonnen hat.

Simon Wordtmann

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